Eine lustige Reise mit dem Bus

Das war verrückt. Ich bin gestern Sonntag 12 Stunden Bus gefahren. Eigentlich sollte die Strecke zwischen Ermei und Kangding so um die 7 Stunden dauern. Naja, das wurde knapp verfehlt. 12 Stunden Bus klingt nicht so toll, aber eigentlich noch ok wenn denn alles rundlaufen würde. Aber was man auf so einer Reise alles erlebt…

Es hat schon lustig angefangen: Vom Busbahnhof von Ermei wurde ich mit ein paar anderen reisenden wieder aus dem Gebäude hinausgelotst und wir sollten zu siebt in einen kleinen Citroen einsteigen.
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Mit all dem Gepäck hat der Fahrer aber rasch begriffen, dass dieses Vorhaben nicht umsetzbar ist und 20 Minuten später war auch schon ein zweites Auto organisiert. Anschliessend ging es 60 Minuten bis wir auf unseren “richtigen“ Bus gestossen sind. Nach dem umsteigen – Ich durfte da ich mich nicht wie alle anderen Chinesen auf die Türe gestürzt habe neben einen nicht so toll riechenden Mann sitzen, eine Sitzreihe hinter einem bereits schreienden Kleinkind. Naja… das Kind ha sich bald wieder beruhigt und die Kopfhörer haben das Übrige zur Ruhe beigetragen.

In den ersten zweieinhalb Wochen hier  in China war ich vom Fahrstiel auf den Strassen durchwegs positiv überrascht. Ursprünglich habe ich mir ein grösseres Durcheinander mit aggressiverem Fahrverhalten vorgestellt. Klar. Sie hupen unmöglich viel, sozusagen so notwendig wie das atmen, nehmen aber ganz im Gegenteil zu manchen anderen Asiatischen Ländern die Regeln zumindest stellenweise zu Herzen. Besonders was Ampeln angeht herrschte für mein Verständnis bis jetzt in ganz China eine fast schon europäische Disziplin (ok vielleicht in etwa so wie in Italien!?).

Heute musste ich meine Einschätzung jedoch wieder relativeren. Was die alles für Mist zusammengefahren haben grenzte schon fast an gesuchter Dummheit. Ok zuerst muss ich sagen, dass die Strecke vor allem einem Fluss entlang bzw. der dazugehörenden Schlucht den Berg hinauf führte. Von der Provinz Sichuan ist es die Hauptverbindung nach Tibet. Mein Ziel: Kangding. Es liegt auf etwa 2500 Meter Höhe in den Bergen. Es ging also vor allem aufwärts, in etwa zu Vergleichen wie wenn man den Sustenpass hinauffährt nur sehr viel länger, mit schlechteren Strassen und mühsamer. Also durchaus ein Grund vorsichtig zu fahren.
Auf den etwa 250km habe ich jedoch 3 Unfälle beobachten können und nicht einmal für eine Minute ist irgendwer mit ein wenig mehr Geduld und Voraussicht gefahren. Schon fast der Klassiker ist auf die Gegenfahrbahn fahren ohne was zu sehen um ein langsameres Gefährt zu überholen. Die mangelnde Sicht wird mit ununterbrochenem hupen kompensiert. Meistens erfolgreich aber eben doch in auffällig vielen Fällen nicht.
Ein weiteres fast schon witziges Phänomen ist zu beobachten wenn es irgendwo staut, z.B. nach einem gerade passierten Unfall. Die PW’s überholen grundsätzlich alle Buse und Lastwagen. Das wäre ok wenn es Mehrspurig wäre, bei einspuriger Strasse gibt es aber zwangsläufig ein echtes Problem wenn diejenigen PW’s auf der entgegenkommenden Seite dasselbe tun. Naja. So steht man dann einfach mal 30 Minuten im Stau und alle Hupen. Halleluja!!
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Ja, so passierts den gar nicht so selten, dass der verunfallte Lastwagen mit einem Lastwagen abtransportiert wird. Fingerkreuzen, dass dieser nicht wieder einen Unfall baut.

Für mich waren die aufreibendsten Erfahrungen auf der Busreise zwei andere Erlebnisse. Nach einigen Stunden Fahrt hält der Bus zum Glück jeweils an einem Imbiss. Die Leute bekommen etwas zwischen die Zähne und die Fahrzeuge erhalten neues Kühlwasser oder Wasser für die Kühlung der Bremsen. Mir ist das bis jetzt noch unklar. Jedenfalls schliessen sie Schläuche an das Fahrzeug an und füllen es mit Wasser.
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Das Wasser fürs Klo kann es nicht sein, denn auf den Bussen gibt es diese nicht. Das bringt mich zum Erlebnis. Dort hatte es Plumps-Klos in denen man augenblicklich den Atem anhält. So was habe ich noch nie gerochen. Dort hatte über Jahre niemand Lust das Klo zu reinigen, bzw. für einen Abfluss zu sorgen. Hmmm. Ja, ich würde mich auch nicht freiwillig melden. Der Gestank war echt unglaublich. Ich habe versucht den Atem anzuhalten, doch ersticken wollte ich auch nicht…
Das zweite geht in die gleiche Richtung. Ich habs fast nicht geglaubt, aber die Frau mit dem 2 Jährigen Kind hat dieses über den Abfallkübel gehalten und dieses hat sich darüber die Blase entleert. Die ersten zwei Mal gings noch gut, beim dritten Mal hatte sie sich verschätzt, oder der Goof zu viel Druck und alles ist neben dem Kübel gelandet. Zum Glück ist zu dieser Zeit der Bus gerade abwärts gefahren. So floss das Zeug zu denjenigen die weiter vorne gesessen sind. Ach das sind die kleinen Unterschiede die das Leben erst richtig lebenswert machen.

Anschliessend nahm ich den Reiseführer und habe geschaut wie viele Flüge vom Flughafen Kangding die Region verlassen. Denn in den nächsten Tagen stehen mir noch einmal 3 bis 4 längere Busfahrten bevor. Doch zum Glück vergisst man schnell und Kangding hat mich dafür mit einigen schönen Aussichten und Einsichten in das tibetische Leben entschädigt.
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Für alle Fans von tibetischen Flaggen ist der lokale Berg neben Kangding zu empfeheln. In einem riesigen Kloster wehen im Wind tausende von Gebetsflaggen. Eindrücklich.

Ja und so mache ich mich weiter hinauf in die Berge. Jetzt gibt’s dann Yak-Fleischsuppe. Guten Appetit.

 

 

 

 

4 Gedanken zu “Eine lustige Reise mit dem Bus

  1. Gute Bilder und tolle Berichte, freue mich auf mehr. Wichtigste Erkenntnis bis jetzt für eine allfällige Reise nach China: Besser zum schreienden Kind und dem übelriechenden Mann sitzen, als neben den Kübel … Gute Reise weiterhin!

    • Habe ich versucht!! Hat aber nix geholfen. Habe aber mittlerweile herausgefunden, dass es vor allem das Amoniak war dass sie anstatt zu putzen reinschütten.

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