…und es wurde noch viel lustiger

Wenn man das Gefühl hat auf einer Reise schon viel erlebt zu haben geht es in China nicht lange und es kommt eine weitere und grössere Episode hinzu, die das erlebte in den Schatten stellt. Zumindest mit unseren europäischen Massstäben für Komfort ist das hier leicht zu erleben.

Mitte letzte Woche bin ich von Tagong nach Litang gereist.  Die Distanz zwischen den Orten  beträgt circa 250km. Luftlinie sind es viel weniger. LITANG2 MAP

In Tagong habe ich mich mit einem Holländer zusammengetan und wir sind bereits um 6:00 aufgestanden um den ersten Minibus nicht zu verpassen. Nach 7 Uhr haben wir ein Fahrzeug gefunden und das Gepäck verstaut. Wir mussten jedoch noch ein Stunde warten bis weitere Passagiere zugestiegen sind und es losgehen konnte. Die Strasse in Tagong sieht gerade recht schäbig aus was den Ort in der unglaublichen Graslandschaft (perfekt zum Wandern und Reiten) ein wenig abwertet.

Nachdem wir endlich losgefahren, beziehungsweise losgeholpert sind, hat natürlich prompt das Telefon vom Fahrer angefangen zu klingen. Dieser hat lautstark herumlamentiert, gewendet, ist zurück und später unverrichteter Dinge wieder weitergefahren (holper holper). Natürlich hat das Telefon wieder geklingelt und die nächsten 20 Minuten hat er während dem er am Steuer sass in Telefon geschrien. Dazu hätt er eigentlich während den vergangenen eineinhalb Stunden gut Zeit gehabt wo er sich nur mit warten beschäftigt hat. Die Strasse war die ganze Zeit eine Mischung aus Steinen, Schlaglöcher, Sand und Beton. Auch kommt einem auf der Strasse ab und zu manch sonderliches Gefährt entgegen.
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Nach ca. 30 Kilometer haben wir in Xinguqiao den Minibus gewechselt und sind zusammen mit 2 jungen Chinesen weiter Richtung Litang gefahren. Die zwei Chinesen gehöhrten zu den tausenden von jungen Chinesen welche in einer Art Pilgerfahrt, meist von Chengdu, rund 2400 Kilometer weit mit dem Velo über Stock und Stein und neben Horden von Lastwagen- und Autokolonen nach Lhasa radlen. Dabei überqueren sie zehn 4000er und zwei 5000er Pässe. Eindrücklich. Die beiden unglücklichen litten aber an der Höhenkrankeit und machten sich die Reise mit dem Fahrzeug gemütlicher. Im dem kleinen Bus gings eng zu und her. Damit die Velos Platz hatten, musste die dritte Sitzbank nah vorne gekippt werden, was den Sitzkomfort für mich erheblich gemildert wenn nicht sogar ganz aufgehoben hat. Die nächsten 3 Stunden ging es dann wieder über unendlich viele Schlaglöcher und Staubpisten weiter. Zwischendurch wurde eine Zwangspause eingelegt da ein vorausfahrender Reisebus einen Unfall hatte und quer auf der Fahrbahn liegengeblieben ist. Mich würde die Unfallstatistik hier in China durchwegs interessieren. Wobei die “offizielle“ sicher recht gering ausfällt.

In Yajiang hiess es nach einer 30 Minütigen Pause ein weiteres Mal umsteigen. Dieses Mal ging es zu acht in einen chinesischen PW der für die Strecke und die verschiedenen Pässe, mehrere um die 4800 Meter hoch, hilflos untermotorisiert war. Um 14 Uhr ging es los und wir haben uns darauf eingestellt das 140km entfernte Litang gegen 18 Uhr zu erreichen. Schon bald haben wir jedoch gemerkt dass aus dieser Vorstellung nichts wird. Erstens ist das Auto mit maximal 25km/h den Berg hoch getukert und zweitens hat unser Fahrer bereits nach  drei km die erste Pause eingelegt und ist ohne etwas zu sagen ausgestiegen und davongetrottet. Als er nach zehn Minuten nicht zurück war, haben selbst die anderen 5 Chinesen genervt reagiert und Minutenlang auf der Hupe rumgedrückt (die geht auch ohne Schüssel). Nach rund vierzig Minuten (!!) ist er dann aber zurückgekommen. Seltsamerweise aus der anderen Fahrtrichtung. Naja. Man ist sich das Warten ja langsam gewöhnt. Nach weiteren zwei Kilometer wurde aber dann die Strasse eine Dreiviertelstunde wegen Bauarbeiten gesperrt und hat das eh schon dünne Nervenkostüm (Bis dahin habe ich sicher zwanzig Mal den Kopf an der Autodecke angeschlagen) noch weiter strapaziert. Anschliessend ging es wieder mit gemütlichen 25km/h die Berge hoch und runter. Die Natur ist hier in der Gegend absolut faszinierend. Auf manchen Passhöhen ist man bis zum Horizont mit Wiesen und Bergen umschlossen.


Um 19 Uhr gab es für den Fahrer bei einer weiteren Passhöhe Nudeln und Tee. Zu den Insassen hat er nur gemeint wir sollen im Auto warten, er ist gerade wieder da. Nach 5 Minuten sind wir auch ausgestiegen und haben uns 30 Minuten verpflegt und auf ihn gewartet bevor es weiterging.

Natürlich war auch das letzte Teilstück eine einzige Holperkiste. Irgendwann sind wir dann aber über den Punkt hinweggekommen dass uns das rumschütteln und die Kopfschmerzen genervt haben, sondern haben mit den anderen Chinesen nur noch lustig rumgeblödelt. Am Ende sind wir nach 15 Stunden reise um 22 Uhr in Litang angekommen und haben uns heilfroh in ein Hotel gestürzt.

Einerseits sind solche Strassenverhältnisse echt zum Davonlaufen und ich habe mir geschworen diese Strecke kein zweites Mal zu benutzen, anderseits ist man hier in der Höhe aber auch überhaupt nicht von Touristenmassen umgeben. Weisse Gesichter lösen nicht nur bei den Kindern oftmals erstaunen und lustige Reaktionen hervor. Wenn in ein bis zwei Jahren die neue Strasse mit Kilometerlangen Tunnels und riesigen Brücken fertiggestellt sein wird, dauert diese Reise kaum viel mehr als 3 Stunden. Dafür wird es vor allem von chinesischen Touristen nur noch so wimmeln.

Um die unglaubliche Gegend zu erforschen haben wir zu dritt, es kam noch ein Israeli dazu, Motorräder gemietet und haben uns 3 Tage in die Wildnis gestürzt. Es hat sich echt gelohnt! Von den Kilometerlangen Graslandschaften, Bergseen, Gletschern, rutschigen Strassen und steckengebliebenen Motorräder werde ich dann bald berichten.

4 Gedanken zu “…und es wurde noch viel lustiger

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